Episode#04 | 09. bis 15.Feb‘17 | „The (Hi-)King of the North“

Kia Ora!

Die „Neuseeland“-Etappe meiner Reise neigt sich dem Ende zu, sodass dies die (vorerst) letzte auf neuseeländischem Boden geschriebene Episode sein wird. (Update: Stimmt auch nicht mehr so ganz. Ich sitze gerade, nach einem wirklich sehr turbolenten Tag am Auckland Airport, dazu später mehr, endlich im Flugzeug und schreibe weiter. Update 2: Den letzten Abschnitt habe ich geschrieben in … wird in der nächsten Episode verraten 😉 )

Auf dem Weg von Taihape zum „Tongariro National Park“ geht es durch Waiau. Dort befindet sich das „National Army Museum of New Zealand“ Thematisch wurde das ganze militärische Wirken in und durch Neuseeland dargelegt, von den Maori-Kriegen während der Anfangszeit der Kolonisation, über die beiden Weltkriege und diversen Einsätzen in der Pazifik- und Südostasien-Region, bis zu den heutigen UN-Friedensmissionen auf der ganzen Welt. Dann ging es weiter nach Norden, über die sogenannte „Desert Road“ (Wüstenstraße). Sie wird so genannt, weil sie ein paar Kilometer durch die einzige neuseeländische Landschaft führt, die einer Wüste am nächsten kommt. Das bedeutet aber nicht etwa Sanddünen oder ausgetrocknete Seen oder ähnliches, sondern eher eine großflächige Buschlandschaft, die durch die Sommertrockenheit fast gänzlich Sandfarben daherkommt. Übernachtet habe ich auf einem D.O.C. (Department of Conservation)-Campingplatz mitten im Busch. Dann (Do. 09.Feb) ging es endlich zum (Mount) Tongariro. Das „Tongariro Alpine Crossing“ ist eine der größten und beliebtesten Attraktionen auf der Nordinsel. Allerdings wird von den meisten dabei ein wenig geschummelt. Man kann sein Auto auf dem Nordparkplatz abstellen und sich dann von einem Shuttlebus zu einem Parkplatz auf der Südwestseite des Berges bringen lassen, der zudem ein paar hundert Meter höher liegt. Geht man dann über den Tongariro zu seinem Auto (Nordparkplatz) zurück, ist man effektiv mehr bergab als bergauf gewandert. Da ich genug Zeit hatte, bin ich vom Nordparkplatz los, auf den Berg und wieder zum Nordparkplatz zurück gegangen. Eine „Überquerung“ (Crossing) war es also nicht wirklich für mich, was dem Erlebnis aus meiner Sicht aber keinen Abbruch tat.

Da ich von anderen Reisenden gehört hatte, dass es auf dem Berg recht kühl werden konnte, bin ich mit dicken Winter-Wanderschuhen und einer Trainingshose unter der Jeans gestartet. Für die ersten paar hundert Höhenmeter war ich damit aber total „overdressed“, denn ab 08:30Uhr wurde es recht schnell über 20°C warm, sodass die Trainingshose wieder im Rucksack landete. Bergauf bin ich fast keinem anderen Wanderer begegnet (wurde auch nicht überholt), da (wie gesagt) fast alle anderen mit dem Shuttlebus fuhren und ihre Tour von der anderen Seite des Berges starteten. Ich habe jedoch einen Wanderer eingeholt, einem Österreicher, ca. Ende 50 aus Wien, namens Richard. Wir sind ins Gespräch gekommen und haben zusammen den Rest des Aufstiegs und den Abstieg zurückgelegt. Auch wenn ich ihn eingeholt hatte, so muss ich doch zugeben, dass Richard mich durch unser Gespräch den Rest des Berg „hinaufgezogen“ hat. Durch das Reden war ich von den unangenehmen Druck- und Scheuerstellen in den Schuhen und an den Schultern (durch den Rucksack) und von der Erschöpfung abgelenkt, bzw. nahm sie weniger wahr. Richard hatte den Tongariro schon ein paar Tage vorher von der anderen Seite bestiegen und kannte sich mit den Highlights aus. Für Ihn als „bergerfahrenen“ Österreicher war der Tongariro mit seinen knapp 2000m wahrscheinlich nur ein Spaziergang zum Aufwärmen 😉 Richard ist im übrigen freischaffender Schreiber von Radiohörspielen und verdient wohl ganz gut damit, denn die Anzahl und der Umfang seiner bisherigen Reisen war beachtlich. „Aufwärmen“ ist auch ein gutes Stichwort, denn der Tongariro, bzw. das Tongariro-Massiv, ist eine Vulkanlandschaft. Und zwar eine aktive. An vielen Stellen treten nach Schwefel riechende Dampfströme aus dem Gestein aus (nennt man das „Schwefelschlote“?) und der letzte Ausbruch ist wohl auch nicht so lange her. Da die Wolken an diesem Tag die Spitze des Berges umhüllten, konnte man den Eindruck gewinnen, der Berg wäre die „Wolkenfabrik“. Ich hoffe das ist auf einigen der Fotos so zu sehen (z.B. Foto „18_04 Aufstieg 03“). Im großen Hauptkrater des Berges liegen die „Emerald Lakes“. Die Farbe der Seen wird bei Sonnenlicht durch den Schwefelanteil zu einem Smaragdgrün. Verglichen mit dem türkisfarbenen Gletscherwasser wird der Unterschied am besten sichtbar.

Als wir dann den Krater in Richtung des Hauptgipfels durchquerten, kamen uns all die anderen Wanderer entgegen, die von der andren Seite gestartet waren. Am Gipfel machten wir eine kleine Snack-Pause und Fotos. Da der Weg nun quasi zu einem Wander-Highway mutiert war, war der Abstieg etwas weniger entspannt, weil man ständig auf dem engen Pfad von anderen überholt wurde oder eben langsamere Wanderer passieren musste. Es war aber die richtige Zeit, den Tongariro zu verlassen, denn in der ferne färbten sich die Wolken düster. Der Tongariro ist zwar nicht der höchste Berg der Nordinsel (das ist der Ruapehu mit 2797m), aber der Bekannteste wegen seiner relativ leichten Zugänglichkeit. Deshalb der mehrdeutige Titel dieser Episode „The High King of the North“ (Der hohe König des Nordens“ und „The Hiking of the North“ (Die Wanderung des Nordens).

18 11-Touristen-Magnet
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Nach einer Nacht in Taupo und dem Durchfahren von Rotorua am nächsten Tag (Fr. 10.Feb), bin ich in Tauranga angekommen. Die Stadt liegt an der „Bay of Plenty“ (Bucht des Überflusses), was auch der Name der Region ist. Wie man sich mit Blick auf die Karte vielleicht vorstellen kann, gibt es dort Kilometer um Kilometer Sandstrand. Ich bin dort auf den Mount Maunganui gestapft, von dem man eine coole Aussicht auf Tauranga hat. Übernachtet habe ich in einem nahen Dorf namens Okonowa. Am Samstag (11.Feb) bin ich weiter die Küste entlang Richtung Norden, durch die Orte Tairua und Waihi Beach. Dort gab es jeweils auch einen markanten Hügel mit toller Aussicht. In Waihi habe ich dann zum ersten mal auf meiner Reise nach einem „Barber Shop“ Ausschau gehalten, um meine üppige Frisur richten zu lassen 😉

Dann ging es weiter auf dem Highway 25 nach Norden. Den berühmten „Hot Water Beach“ habe ich links (na gut, in Fahrtrichtung eigentlich rechts) liegen gelassen, da mir von Einheimischen prophezeit wurde, dass ich dort nur von Touristenhorden niedergetrampelt werden würde. Die Entscheidung erwies sich auch als absolut richtig, denn dadurch bin ich bis nach Whangapoua gekommen und habe „Earl‘s Paradise“ (ein Campingplatz) entdeckt. Dieses Paradies besticht nicht durch seine einfache Ausstattung mit Plumpsklo (Vault Toilet), Dusche unter freiem Himmel und allerhand Gerätschaften „Marke Eigenbau“, sondern mit Earl selbst (dem Betreiber) und seiner Lage auf einem Hügel über Whangapoua. Von dort hat man Aussicht über das ganze Dorf einschließlich Berge und Meer. Da Whangapoua fast ausschließlich aus Zweit- und Ferienwohnungen von Großstädtern besteht, hat das Dorf nur 50 bis 60 ständige Einwohner und Earl auf seinem Hügel ist der inoffizielle Wächter des Dorfes, denn er kann von seinem Hügel aus auf fast alle Grundstücke ein Auge werfen. Deshalb bekommt auch er von mir den Titel „The High King of the North“ (Der hohe König des Nordens).

Eine wirklich gute Gesellschaft waren zudem die anderen Reisenden, die ich dort getroffen habe. Ich habe den Abend mit einer Gruppe aus 5 Deutschen, 2 US-Amerikanern, einem Kanadier und Earl verbracht. Es wurde Wein getrunken, Earls Geschichten gelauscht und die Gitarre herumgereicht. Auch ich habe die mir 3 bekannten Akkorde zum Besten gegeben. Earl hat dann noch mitten in der Nacht ein paar Bekannte und Verwandte heran gepfiffen, um uns den „Haka“ zu zeigen, den Kriegstanz der Maori, den auch z.B. die Rugby-Nationalmannschaft Neuseelands (die „All Blacks“) vor jedem Spiel dem Gegner vorführt. Nach diesem Show-Act, der noch weitere Gesangseinlagen der „Haka“-Tänzer beinhaltete, sind wir zu Zehnt in Earls Auto (ein Mercedes-SUV, ich saß mit 2 weiteren im Kofferaum) zum Strand gefahren, um bei Vollmond durchs Wasser zu spazieren. Leider warf der Vollmond zu wenig Licht, als das die Pentax oder mein Handy damit brauchbare Fotos hätte machen konnen. Aber auch ohne Bildmaterial wird es einer der schönsten Abende meiner Reise bleiben.

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Der Rest des Weges zurück nach Auckland war relativ unspektakulär. In der Stadt habe ich dann nochmal meine Wäsche waschen lassen und auch den CamperVan von Innen und Außen gereinigt. Vom 14. auf den 15.Feb habe ich in einem billigen Hostel in der Nähe des Flughafens übernachtet. Dort habe ich eine Kanadierin namens Kim kennengelernt, die gerade in Auckland angekommen war. Sie reist 2,5 Wochen durchs Neuseeland und fliegt dann nach Adelaide (Australien), um dort einige Monate zu Leben und Arbeiten. Da Adelaide auch eine Station meiner Australien-Reise sein wird/soll, haben wir Nummern ausgetauscht, um uns dann dort zu treffen.

Der folgende Tag am Flughafen verdient eine eigene Überschrift …

„Alert“ (Alarm)

Vorab sei gesagt, dass es nun etwas schwierig sein könnte, den Überblick zu behalten.

Für die Buchung meiner Flüge nach Neuseeland habe ich die Webseite „kiwi.com“ genutzt. Da ich mir (bevor es nach Australien geht) noch ein weiteres Flugziel rausgesucht habe (wird, wie gesagt, in der nächsten Episode verraten), habe ich das wieder über „kiwi.com“ regeln wollen. Ich habe den Flug mit 15kg Gepäck (Koffer) gebucht, was erstmal kein Problem war. Meine zweite Tasche wollte ich in Auckland in einem Schließfach lassen, da mein Rück- und Weiterflug nach Sydney ebenfalls über Auckland gehen würde. Da zwischen den Flügen (zurück nach Auckland und weiter nach Sydney) aber nur 2 Stunden (1h 55min) lagen, war mir das doch etwas zu knapp bzgl. Sicherheits- und Passkontrolle (zum Abholen der Tasche). Deshalb wollte ich die zweite Tasche als Gepäck nachbestellen. Am Abflugtag habe ich dann von „kiwi.com“ erfahren, dass es Probleme gab, mein Gepäck dem Flugticket hinzuzufügen. Ich sollte das Gepäck am Flughafen nachordern und Sie (kiwi.com) würden das dann bezahlen, war ja schließlich ihr Fehler. Also ging ich zum Schalter von „VirginAustralia“ (VA, die Fluggesellschaft) und wollte nachfragen, als doch plötzlich allen Ernstes der !!!Feueralarm!!! los ging und wirklich alle Leute das Flughafengebäude verlassen mussten. Ein bisschen Feuerwehr fuhr umher und nach 1 Stunde wurde Entwarnung gegeben, was aber die Ursache war, wusste keiner. Zurück am VA-Schalter (ob der verlorenen Zeit nun überfüllt) stellte sich heraus, dass für meine Buchung gar kein Gepäck (außer Handgepäck) registriert war. Zudem sagen ihre Bestimmungen, dass nur ein Gepäckstück mit max. 23kg je Passagier zugelassen ist. Das war natürlich ein Problem, denn ich hatte Taschen und Koffer mit zusammen 25kg. Genau um solche Details vorher zu wissen/klären, habe ich „kiwi.com“ verwendet, aber was solls … Ich habe dann den VA-Service-Typen so verstanden, dass ich irgendwie aus 2 Taschen mit 25kg eine Tasche mit 23kg machen musste. Also habe ich meine Winter-Wanderschuhe, eine Trainingshose und meine Reiseliteratur an eine Flughafenmitarbeiterin gegeben, die die Sachen an die Wohlfahrt geben wollte. Dann habe ich beide Taschen mit Gurten zusammen geschnallt und für 20 NZ$ mit Folie umwickeln lassen. Am Check-in-Schalten hieß es dann, dass ich zwar nun bei 23kg war, es aber Probleme bei der Sicherheitsdurchleuchtung (Röntgen) geben würde, wenn zwei Taschen zusammen geschnallt sind. Ich bin also wieder wieder weg vom Schalter, habe nun schon unter Zeitdruck (es war kurz vor Check-in-Ende) die teure Folie und Gurte entfernt und habe alle Sachen aus der (eigentlich) 10kg-Tasche mit in die anderen Koffer gestopft. Da die leere Tasche (starrer Boden) nicht mit in den Koffer passte, musste ich sie zurücklassen. Erneut am Schalter dann der Super-GAU, denn ich musste ja noch für den Koffer bezahlen und die Check-in-Zeit war nun abgelaufen (Final Call). Ich bin dann Minuten-lang mit dem VA-Service-Typen die möglichen Optionen durchgegangen (Umbuchen, usw.), musste aber erstmal annehmen, nun in Auckland gestrandet zu sein  und hatte meine leere Tasche schon wieder aus dem Müll geholt. Dann hatte der VA-Typ aber noch eine Eingebung und rief irgendwo an. Er sagte, er könne mich vielleicht doch noch ins Flugzeug kriegen, könne aber auch nichts versprechen. Es ging wohl, denn nun musste ich mega-schnell das Gepäck bezahlen, es bei einem anderen Schalter für „Sperriges Gepäck“ (oversized baggage) abgeben und wurde im Eilschritt von einer VA-Mitarbeiterin zum Flugzeug gebracht. Hinter mir krachte die Tür zu und der Flieger führ schon auf die Rollbahn, während ich noch meinen Sitzplatz suchte.

Ich werde also nie wieder genervt sein oder schlecht über die Leute denken, die über Flughafenlautsprecher ausgerufen werden und als letzte im Flugzeug erscheinen, denn ich weiß nun, dass sich dahinter eine verrückte Geschichte verbergen kann …

Laut „kiwi.com“ ist für meinen Rückflug nach Auckland und dem 2 Stunden später startenden Weiterflug nach Sydney mit dem Gepäck alles geregelt, ob‘s wirklich so ist, werde ich wohl wieder erst am Flughafen erfahren … 😉

Auf Nord- und Südinsel von Neuseeland zurückgelegte Strecke: ca. 6600 km

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