Hola!
Entgegen meiner Ankündigung am Ende der letzten Episode, bin ich von Townsville (am Mi, 13.04.) doch die Küste entlang nach Süden bis Rockhampton gefahren. Ich hatte erst bedenken dort entlang zu fahren, um „nur mal zu gucken“ wie‘s nach Debbie (dem Zyklon) aussieht (Katastrophentourismus?), aber da ich gehört hatte, dass viele der betroffen Orte und Hotels schon wieder Touristen aufnehmen, habe ich dann doch diese Route gewählt. Zumal ich ja auch irgendwie die Woche bis zum 21.04., dem Beginn meines Farm-Jobs nahe Mitchell, herumkriegen musste.
In Townsville war ich u.a. im Kino („The Fast and the Furious 8“ geschaut), auf dem Castle Hill mit 360°-Sicht auf die Stadt und am Cape Pallarenda, wo es noch einige Reste von Bunkern gibt, die 1942 bzgl. einer befürchteten Invasion gebaut wurden (die Japaner hatten u.a. Darwin im Northern Territory bombadiert). Über Bowen ging es nach Airlie Beach und Shute Harbour. Diese Orte und die gegenüberliegenden „Whitsunday Islands“ hatten die Hauptwucht von Debbie abbekommen, da der Zyklon hier „an Land ging“. Die Wälder auf den Berghängen waren nahezu komplett entlaubt, Bäume und Palmen entwurzelt oder abgeknickt und Dächer abgedeckt. Die Straßen waren frei, aber daneben lag überall massenhaft Bruchholz herum. Viele kleine Geschäfte hatten noch wegen Schäden geschlossen. Supermärkte und so ziemlich alles was einer „Kette“ angehört (Woolworth, McDonalds, KFC, usw,), hatte geöffnet. Das offensichtlichste Zeichen, dass hier wohl „mächtig die Post abging“, waren die vielen Boote und Jachten, die noch immer irgendwo, aber nicht im Wasser lagen. Danach ging es weiter über Mackay nach Rockhampton. Von hier ging es dann wieder gen Westen, also zurück Richtung Innenland, dem Outback von Queensland (Back to the Outback). Auf Highway A4 über Emerald nach Longreach. Dort gibt es das „QANTAS Founders Outback Museum“, eine Ausstellung über die Anfangsjahre der Fluggesellschaft QANTAS (Queensland And Northern Territory Aerial Services) mit einer echten, flugfähigen Boeing zu sehen. Südlich davon, in Charleville, befinden sich die (spärlichen) Überreste eines geheimen Luftwaffenstützpunktes der USA aus dem 2. Weltkrieg. Wegen der oben genannten drohenden Invasion an Australiens Nordküste hatten die USA einen Ort so weit im Hinterland gewählt. Hier wurden B17-Bomber (Flying Fortress) mit einem speziellen Bombenabwurf-Zielgerät ausgestattet, weshalb die Anwesenheit der Amerikaner dort ziemlich „Top Secret“ war. Der Australische Bund hatte während der Kriegsjahre die 25 Quadratkilometer des Stützpunktes ganz offiziell an die USA abgetreten. Die ganze Sache wurde auch Jahrzehnte nach dem Krieg noch unter Verschluss gehalten, weshalb selbst die Einwohner der Stadt kaum wissen, was dort eigentlich gemacht wurde. Von Charleville ging es nach Mitchell, wo ich am Freitag (21.04.) auf die Ankunft von Jack Kennedy gewartet habe, bei dem Ich die nächsten Tage arbeiten wollte.
Zusammen (also jeder in seinem Auto) fuhren wir von Mitchell ca. 80km nach Süden, dann noch ca. 10km über Schotter-/Staubstraßen bis zur Farm „RockyBank“. Jack arbeitet eigentlich zusammen mit seinem Bruder als Viehhändler (Stock Agent) und Immobilienmakler (für landwirtschaftliche Grundstücke und Farmen) in Julia Creek. Diese Farm ist seit 20 Jahren sein privates Nebenprojekt, 7000 Acre, also 2832 Hektar für ein paar Rinder und Ziegen. Er schaut hier in der Regel alle 6 Wochen mal vorbei und arbeitet dann 1 Woche hier, denn es sind satte 1160 km von hier bis Julia Creek. Sein Hund „Buster“ wohnt während Jacks Abwesenheit auf einer Nachbarfarm (40 km entfernt) zur Miete. Auf der Farm gibt es allerhand Gerätschaften älteren Datums, einen IHC 1566 (Traktor) mit Gabelstapler-Frontanbau, einen alten Fiat-Traktor, mehrere alte Trucks (LKWs), Pick-ups (hier nur „Ute“-gesprochen „Jut“- genannt, von „Utility Vehicle“) und auch Geräte zur Bodenbearbeitung. Funktionieren tun nur relativ wenige davon, zudem ist immer mal wieder etwas „Batterie-Roulette“ nötig. Meine Hauptaufgabe bestand im Abbau von Weidezäunen. Jack will die Aufteilung seiner Weiden verändern, da er zukünftig auch noch die Ziegen anderer Farmer (zur Miete) bei sich halten will. Der Abbau der Zäune erfolgt in 4 Schritten: 1: Abnehmen der Isolatoren und Klammern, die den Weidedraht mit dem Zaunpfahl verbinden, 2: Herausziehen der Zaunpfähle mit einem Hebel, 3: Zaunpfähle auf den Pick-up laden und 4: Aufwickeln des Weidedrahts mit einer Motorwinde (auf einem Truck). Zudem haben wir noch ein paar Löcher im Maschendrahtzaun (für Ziegen) geflickt, die hauptsächlich Emus und Kängurus geschuldet sind. Insbesondere (rote) Kängurus gibt es sehr viele dort. Von Mittwoch bis Samstag-Mittag habe ich alleine auf der Farm gearbeitet, da Jack für eine Versammlung/Konferenz und für einen Arztbesuch (er hat „Rücken“) nach Brisbane und Sydney musste. Das Gefühl, innerhalb der nächsten umliegenden Quadratkilometer der wahrscheinlich einzige Mensch zu sein, war schon irgendwie cool. Am Sonntag waren wir ab 17:00Uhr in Dunkeld beim Gemeindetreff/Grillabend am Tennisplatz. Gespielt haben wir auch, allerdings ging jedes „Match“ nur so lang, bis jeder einmal seinen Aufschlag (bis ein Punkt erreicht ist) durchgespielt hat.
Wie so oft sitze ich nun also wieder unterm großen „M“ (in Roma). Morgen geht es nach Brisbane, ich kehre dem Outback also wieder den Rücken (Back to the Outback).
Ein Video meiner Arbeit auf der Farm gibt es nach Klick auf diesen Link zu sehen: (Warnung an die „Zartbesaiteten“ unter euch: Video mit Rockmusik! 😉 )
Bis dann,
Marcus
Bisher in Australien zurückgelegte Strecke: 11526 km